Was ist struktureller Rassismus?

Was ist Rassismus und wieso ist er strukturell?

Rassismus bezeichnet eine Form der Abwertung und Ausgrenzung aufgrund von Hautfarbe, Haaren, Namen, Sprache, Herkunft und oftmals stereotypischen äußerlichen Zuschreibungen. Diese Kategorisierungen führen zu Diskriminierung und Ausgrenzung.1(Amnesty International 2022 https://www.amnesty.at/themen/rassismus/was-ist-rassismus/)

Von Rassismus betroffen sind BIPoC (Black Indigenous People of Color) bzw. Menschen, die als nicht-weiß gelesen werden.2(bpb 2025 https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-in-einfacher-sprache/322448/rassismus/) 3(Mit weiß ist in diesem Fall nicht eine biologische Eigenschaft oder Hautfarbe, sondern eine politische und soziale Konstruktion gemeint und wird deshalb bewusst kursiv geschrieben. In diesem Fall haben als weiß-gelesen Menschen in der von Rassismus geprägten Gesellschaft, Privilegien inne. Einige BIPoC Personen werden von außen nicht als solche gelesen. Das nennt man dann "White Passing") 

Es gibt verschiedene Formen des Rassismus zum Beispiel den Antischwarzen Rassismus, Antimuslimischer Rassismus, Rassismus gegen Rom:nja und Sinti:zze/Antiziganismus, oder Antislawischer Rassismus. Diese zeichnen sich durch unterschiedliche Eigenschaften und Ausprägungen aus.

Beim sogenannten strukturellen Rassismus handelt es sich um rassistische Strukturen und Prozesse in der Gesellschaft, die Schwarze Menschen und People of Color benachteiligt und ausgrenzt. Dies bezieht sich insbesondere auf das Rechtssystem und die politischen und ökonomischen Strukturen eines gesellschaftlichen Systems.4(vgl. Rommelspacher 2009: 30)

Was hat struktureller Rassismus für Auswirkungen?

Struktureller Rassismus führt zu Ausgrenzung und zu sozialer Ungleichheit. Die Betroffenen werden beispielsweise vom Bildungssystem benachteiligt und laufen dadurch Gefahr, mehr von Arbeitslosigkeit tangiert zu sein, als Angehörige der Mehrheitsbevölkerung. Diese Form der Ausgrenzung nennt man auch ökonomische Segregation. Diese kann dazu führen, dass die von Rassismus Betroffenen oftmals gebündelt und abgegrenzt von der restlichen Bevölkerung in Gebieten angesiedelt sind, die als sozial benachteiligt bezeichnet werden.5(vgl. Farwick 2018)

Durch die immer wiederkehrende Ausgrenzung und das Gefühl von "Anderssein", sind die Betroffenen einer ständigen psychischen Belastung ausgesetzt. Struktureller Rassismus ist oftmals der Ursprung von psychischen und physischen Folgen bei den Betroffenen.6(vgl. Abdulkadir 2019: 100)

Beispiele für strukturellen Rassismus

Struktureller Rassismus zeigt sich auf verschiedene Art und Weise. So erhalten z. B. Kinder, die erst im Kindergarten Deutsch lernen, oftmals keine Gymnasialempfehlung (obwohl sie die Leistung hierfür erbracht haben). Sie haben von Beginn an erschwerte Bedingungen. Zudem erscheint struktureller Rassismus auch in Form von negativ konnotierten stereotypischen Darstellungsformen, die bereits in Kinderbüchern oder Kinderfilmen vermittelt werden. Diese führen dazu, dass von Rassismus betroffene Menschen in der Mehrheitsgesellschaft bereits bei Kindern als etwas "fremdes" und "andersartiges" gelten. Auch die geringe mediale Präsenz von nichtweißen Figuren, in denen diese zum Beispiel den:die Held:in verkörpert oder in denen Schwarze Menschen nicht negativ konnotierte Berufe ausüben oder rassistische Klischees bedienen, trägt zum strukturellen Rassismus bei.

Er findet sich auch bei der Polizei wieder und läuft unter dem aus den USA stammenden Begriff "Racial Profiling" ("rassistische Profilerstellung").7(vgl. Thompson 2020) Obwohl die polizeiliche Kontrolle aufgrund von physischen Merkmalen wie Hautfarbe oder der (vermuteten) ethnischen Zugehörigkeit, Religion oder nationaler Herkunft in Deutschland verboten ist, kommt es laut Umfragen immer wieder zu unbegründeten Kontrollen der Polizei.8(vgl. Statista 2020)

Struktureller Rassismus zeigt sich auch in der ungleichen Behandlung innerhalb der Rechtslage. Demnach wird die Erlangung der Staatsbürgerschaft für eingewanderte Personen besonders erschwert oder durch Gesetzesregelungen, die die doppelte Staatsbürgerschaft verbieten, werden Menschen gezielt ungleich behandelt. Dadurch werden ihnen unter anderem gewisse Menschenrechte, wie das Recht zu wählen, verwehrt.9(vgl. Klostermann et al. 2016: 35-36) In Deutschland dürfen aktuell 9.7 Millionen Menschen wegen fehlender deutschen Staatsbürgerschaft nicht an Wahlen teilnehmen.10(vgl. Jeske 2021)

Zum Weiterlesen

  • Auma, Maureen-Maisha (2018): Rassismus: Eine Definition für die Alltagspraxis. Hrsg. Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) e. V. Link zur Publikation (letzter Aufruf: 13.11.2025)
  • Thompson, Vanessa Eileen (2018): Racial Profiling im Visier. Rassismus bei der Polizei, Folgen und mögliche Interventionsmöglichkeiten. Hrsg. Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. Link zur Publikation (letzter Aufruf: 13.11.2025)
  • Alexopoulou, Maria (2018): Rassismus als Kontinuitätslinie in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. In: APuZ. Aus Politik und Zeitgeschichte, Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.). Link (letzter Aufruf: 13.11.2025)
  • James, Joanna/Thompson, Vanessa E. (2016): Racial Profiling. Institutioneller Rassismus und Widerstände. In: Drücker, Ansgar; Seng, Sebastian; Töbel, Sebastian (Hrsg.): Geflüchtete, Flucht und Asyl. Texte zu gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, Flucht- und Lebensrealitäten, rassistischen Mobilisierungen, Selbstorganisation, Empowerment und Jugendarbeit, Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit e.V. (IDA), Düsseldorf, S. 55–59. Link zur Publikation (letzter Aufruf: 13.11.2025)
  • Sow, Noah (2018): Deutschland Schwarz Weiß: Der alltägliche Rassismus. BoD Books on Demand. Norderstedt.
  • Yehobah, Amma (2016): Rassismus und psychische Gesundheit in Deutschland. Springer VS. Wiesbaden.
Quellen

Abdulkadir, Amina (2019): Racial Profiling. Erfahrung. Wirkung. Widerstand. Rosa Luxemburg Stiftung. Berlin. Link zur Publikation (letzter Aufruf: 13.11.2025)

Jeske, Ann-Kathrin (2021): Nichtwähler und Nichtwahlberechtigte. Warum Wahlergebnisse nicht repräsentativ für die Bevölkerung sind. Link (letzter Aufruf: 13.11.2025)

Farwick, Andreas (2018): Segregation und Integration – ein Gegensatz? Bundeszentrale für politische Bildung. Link (letzter Aufruf: 13.11.2025)

Klostermann, Johannes et al. (2016): Rassistische Diskriminierung in Deutschland unterbinden. Forum Menschenrechte, Berlin. Link zur Publikation (letzter Aufruf: 13.11.2025)

Rommelspacher, Birgit (2009): Was ist eigentlich Rassismus. Netzwerk- Demokratie Kreis GG.  S. 25- 38. Link zur Publikation (letzter Aufruf: 13.11.2025)

Statista (2020): Umfrage zur Durchführung einer Studie zu Racial Profiling bei der deutschen Polizei. Link (letzter Aufruf: 13.11.2025)

Thompson, Vanessa Eileen (2020): Racial Profiling, institutioneller Rassismus und Interventionsmöglichkeiten. Bundeszentrale für Politische Bildung. Link (letzter Aufruf: 13.11.2025)

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