archiviert
Antisemitismus in Dessau. Eine Spurensuche in den Jahren 1924 bis 1939

Antisemitismus in Dessau. Eine Spurensuche in den Jahren 1924 bis 1939

Dieses Material gehört zum Offline-Bestand und kann nur über die Herausgebenden bestellt werden.
Fachliteratur & Studien
Textbeiträge
Autor:in: Ulbrich, Bernd Gerhard
Ort: o. O.
Erscheinungsjahr: 2004
Seitenanzahl: 152
Verlag: edition RK

Seit 1672 hatte sich Dessau zu einem wichtigen Zentrum jüdischen Lebens entwickelt. Die Stadt verdankte der jüdischen Bevölkerung wirtschaftlichen Aufstieg und kulturelle Bereicherung. Mit Gründung des deutschen Kaiserreiches 1871 wurden Jüdinnen und Juden gleichberechtigte Staatsbürger. Sie verloren jedoch umso mehr Rechte, je mächtiger die NSDAP in dieser Region ab dem 24. April 1932 wurde.

Das lokalgeschichtliche Projekt "Antisemitismus in Dessau" recherchierte ein halbes Jahr lang, wie jüdisches Leben in Dessau zwischen 1932 und 1942 fast völlig zerstört wurde. Schrittweise werden politische Entscheidungen und nationalsozialistische Parteimitglieder vorgestellt, die bis zur Deportation auch der letzten Jüdinnen und Juden ausschlaggebenden Charakter besaßen. Konkrete Auswirkungen hatte die Reichstagswahl am 14. September 1930, welche die Nationalsozialisten in den Reichstag brachte.  Am 24. April 1932 endeten die Landtagswahlen letztendlich zugunsten der NSDAP und Alfred Freyberg wurde Ministerpräsident in Anhalt. Nach und nach waren die Versammlungen und Propagandaveranstaltungen im Kristallpalast regelmäßig überfüllt. Damit wuchs der Antisemitismus in Anhalt immer mehr. Die dokumentierten politischer Reden verdeutlichen die Aufhetzung der nichtjüdischen Bevölkerung. Ab dem 1. April 1933 wurden zunächst jüdische Arztpraxen, Geschäfte und Kanzleien durch Anhänger der NSDAP boykottiert. Anhand der Memoiren von Lore Bloch wird die damalige Stimmungslage der jüdischen und nicht-jüdischen Bevölkerung illustriert. Am 7. April 1933 war der Beginn der antijüdischen Gesetzgebung, wonach "Nichtarier" für bestimmte Berufe wie solche im Beamten- und Rechtswesen nicht zugelassen werden durften. Am 9. November der 1938 begann in Dessau der Pogrom. Das Buch beschreibt eingehend Details der Gewalttaten an diesem verheerenden Tag. Ab dem 1. Januar 1939 begannen die Verdrängungsaktionen gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland auf offizieller und bürokratischer Ebene. Die Propaganda lief indessen auf allen Ebenen des öffentlichen Lebens weiter: Die Inhalte und Intention der antisemitischen Wanderausstellung "Der ewige Jude" werden als ein Beispiel eingehend beschrieben.

Das Buch basiert auf bereits publizierte Sekundärliteratur, Erkundungsgängen durch Dessau und auf Bibliotheks- und Archivstudien.