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Othering

Was bedeutet der Begriff „othering“?

Der Begriff „othering“ stammt von dem englischen Begriff „other“ oder „otherness“, was so viel wie „anders“ oder „andersartig“ bedeutet. Im Deutschen wird manchmal der Begriff „Fremd-Machung“ gebraucht. Er beschreibt die Grenzziehung/Abgrenzung einer einzelnen Person oder Gruppe („Wir“) von einer anderen Gruppe („die Anderen“). Dabei wird die nicht-eigene gruppe als „anders“ und „fremd“ kategorisiert. Sie weicht von der „Norm“ ab und wird somit ausgegrenzt 1( vgl. Diversity Arts Culture 2022).

Nach Edward Said zählt alles, was sich nicht im geographischen Westen befindet, zum „Orient“. Dadurch werden die Nationalitäten, die dazu gezählt werden (Beispiel: Marokkaner, Perser, Inder, Japaner, Türken etc.) alle auf dieselben stigmatisierenden Stereotypen reduziert. Die „westliche“ Zivilisation gilt also direktes Gegenteil vom „Orient“ und nimmt eine übergeordnete Position ein. Der „Westen“ nimmt sich dadurch das Recht heraus, den „Orient“ zu dominieren und ihn aus vermeintlich schlechten Zuständen zu retten 2( vgl. Staszak 2008: 4).

Woher kommt der Begriff „othering“?

Das Konzept des Begriffs hat seinen Ursprung bei verschiedenen Philosoph:innen, wie beispielsweise Hegel und Simone de Beauvoir, die jeweils aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Begriff arbeiteten. Hegel erwähnt den Begriff in seinem Werk „Phänemenologie des Geistes“ im Zusammenhang mit der Frage, wie die Selbstwahrnehmung mit der Konstruktion und Abgrenzung zum anderen zusammenhängt. Beauvoir verwendet ihn im Zusammenhang mit ihrer feministischen Theorie, dass Männer innerhalb der Gesellschaft als „Norm“ und Frauen als „Andere“ betrachtet werden 3( vgl. Züricher Hochschule der Künste 2022). Bedeutsamer wurde der Begriff durch die postkolonialen Schriften des US-amerikanischen Literaturtheoretiker Edward Said oder des deutschen Anthropologen Johannes Fabian 4(vgl. Hoeder 2019).

Was hat „othering“ für Auswirkungen?

Meistens findet „othering“ und die damit einhergehende Ausgrenzung auf Grund eines Machtgefälles statt. Die ausgegrenzte Gruppe erhält eine negative Zuschreibung wobei die ausgrenzende Gruppe automatisch eine positive Konnotation erhält. Oft wird das andere als etwas Schlechteres kategorisiert wie beispielsweise unzivilisiert, rückständig und kriminell. Wohingegen das „normale“ als modern und zivilisiert gilt 5(vgl. Nguyen 2014). Das „othering“ dient dazu, dass eine eigene Identität gebildet und die Existenz von vorhandenen Privilegien legitimiert wird 6(vgl. Attia 2014). Die als „anders“ beschriebenen sind grundsätzlich von Diskriminierung betroffen. Diese Diskriminierung wird durch die Abgrenzung der dominierenden Gruppe verstärkt.

Wer ist von „othering“ betroffen?

Die betroffene Gruppe wird auf Grund ihrer Religion, ihrer sexuellen Orientierung, rassistischer Zuschreibungen von anderen, ihrer geschlechtlichen Identität oder einer Behinderung ausgegrenzt. Sie werden von der „Norm“ abweichend und als „anders“ bezeichnet 7( vgl. Züricher Hochschule der Künste 2022).

Beispiel von „othering“

Ein prominentes Beispiel für „othering“ ist das Erfragen der Herkunft einer Person, die beispielsweise in Deutschland lebt, aber nicht die stereotypen Merkmale einer „deutschen“ Person verkörpert. Hierbei ist es nicht relevant, ob die befragte Person in Deutschland oder außerhalb Deutschlands geboren wurde. Die Frage „Woher kommst du?“ oder „Woher kommst du wirklich?“ bei erneutem nachfragen, wenn die Antwort „aus Deutschland“ nicht ausreicht, vermittelt bei der Befragten Person das Gefühl „anders“ zu sein, obwohl sie sich „deutsch fühlt“. Die fragende Person hebt sich durch die Frage hervor, indem sie die andere Person als etwas „fremdes“ und „anderes“  einteilt und sie selbst als „normal“ also etwas „besseres“ kategorisiert. Dieses Phänomen kann bei den Betroffenen nicht selten zu Identitätskrisen führen, da sie keiner der beiden Kulturen richtig angehören und ihnen ihre Identität abgesprochen wird. Dadurch werden die Personen ausgegrenzt und oftmals Zielscheibe von Hass und Diskriminierung 8(vgl. Nguyen 2014).

Was kann ich gegen „othering“ tun?

Naika Foroutan, eine Migrationsforscherin der Humboldt Universität Berlin, empfiehlt das eigene Verhalten und Denkmuster zu hinterfragen und zu reflektieren, um „othering“ bei einem selbst zu minimieren. Was geht dir durch den Kopf, wenn du eine Person mit Kopftuch siehst, eine Person die Schwarz ist oder einen „ausländisch“-klingenden Namen trägt. Wenn dir selbst auffällt, wie du Menschen als „anders“ kategorisierst und negative Eigenschaften damit verbindest, kannst du aktiv daran arbeiten, dich von diesen Zuschreibungen zu lösen.

Wenn es um die Frage „Woher kommst du?“ geht, solltest du dich selbst fragen wieso du diese Frage stellst und welche innere Haltung dabei mitschwingt. Stelle diese Frage nicht direkt am Anfang einer Konversation, sondern warte lieber darauf, dass sich deine Frage im Laufe des Gesprächs oder Kennenlernens erübrigt. Sprich über etwas Unverfängliches und schaffe eine reale Verbindung, in der du der anderen Person nicht das Gefühl gibst, sie auszugrenzen oder über ihr zu stehen 9(vgl. Von Aufschnaiter).  

Es ist auch hilfreich, wenn man gesellschaftliche Machtverhältnisse und soziale Ungleichheit kritisch reflektiert. Dabei ist es wichtig, dass man seine eigene Position darin erkennt 10(vgl. Oberzaucher-Tölke 2013).

Zum Weiterlesen

Quellen:

Attia, Iman (2014): Rassismus (nicht) beim Namen nennen. Bundeszentrale für politische Bildung. https://www.bpb.de/apuz/180854/rassismus-nicht-beim-namen-nennen (letzter Aufruf 02.01.2022)

Diversity Arts Culture (2022): Othering. Berlin https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/othering (letzter Aufruf 02.01.2022)

Hoeder, Ciani-Sophia (2019): Rosapedia: Was bedeutet Othering? RosaMag. Berlin     https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/othering (letzter Aufruf 02.01.2022)

Nguyen, Toan Quoc (2014) „Offensichtlich und zugedeckt“- Alltagsrassismus in Deutschland. Bundeszentrale für politische Bildung https://www.bpb.de/dialog/194569/offensichtlich-und-zugedeckt-alltagsrassismus-in-deutschland (letzter Aufruf 02.01.2022)

Oberzaucher-Tölke, Inga (2013): „Deine Kultur, meine Kultur“: Warum es sich lohnt, die „Kulturbrille“ hin und wieder abzusetzen. Hrsg. Bostelmann, Antje; Textor, Martin R., https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/bildungsbereiche-erziehungsfelder/interkulturelle-bildung/2271 (letzter Aufruf 02.01.2022)

Staszak, Jean-François (2008): Other/otherness. International Encyclopedia of Human Geography. Elsevier https://www.unige.ch/sciences-societe/geo/files/3214/4464/7634/OtherOtherness.pdf (letzter Aufruf 02.01.2022)

Von Aufschnaiter, Monika (2021):  Wo kommst du her? Selbstbild und Fremdbestimmung. Bayerischer Rundfunk https://www.br.de/extra/respekt/othering-identitaet-diskriminerung100.html (letzter Aufruf 02.01.2022)

Züricher Hochschule der Künste (2022): Othering https://www.zhdk.ch/forschung/ehemalige-forschungsinstitute-7626/iae/glossar-972/othering-5894 (letzter Aufruf 02.01.2022)