Logo der Vielfalt Mediathek

Suchtipps

Suchtipps

Oben auf der Startseite ist ein Suchfeld. Dort kannst du Begriffe zu Materialien, Themen, Herausgebern etc. eingeben. Zuerst werden die Materialien aus dem aktuellen Bundesprogramm „Demokratie leben!“ angezeigt.

Nicht das Richtige dabei? Zu viele Ergebnisse?
In der Erweiterten Suche können verschiedene Suchen miteinander kombiniert werden:

  • Volltextsuche im Feld  „Suchtext“: Der gesamte Eintrag wird nach den eingegebenen Begriffen durchsucht. Über die Volltextsuche können Titel, auch Teile davon, Autor:innen, und Projektträger gesucht werden.
  • Schlagwörter: Allen Materialien sind Schlagwörter zugeordnet. Über die Schlagwörterliste kann nach bestimmten Themengebieten gesucht werden oder Themengebiete können kombiniert werden.
  • Medienart: Wenn Du gezielt nach einem bestimmten Format wie z.B. Film oder Broschüre suchst, kannst du die Suche über das Kriterium Mediengattung eingrenzen.
  • Zielgruppe: Hier kannst Du die Materialien danach filtern, an wen sie sich richten. Du kannst auch mehrere Zielgruppen markieren (etwa „Schüler:innen“ und „Menschen mit Migrationshintergrund/People of Color“).

Grundsätzlich gilt: Alle Suchoptionen (inkl. „Suchbegriffe“) können miteinander kombiniert werden. Zusätzlich können auch Materialien angezeigt werden, die nicht als PDF verfügbar sind. Hierzu ein Häkchen bei „Offline-Bestand“ setzen.

Projektträger:
Netzwerk für Demokratie und Courage Sachsen-Anhalt e. V.

Laufzeit:
2020 - 2024

Webseite: https://www.netzwerk-courage.de/web/154.html

» Weitere Materialien:

Auf dem Bild ist die Kuppel einer Synagoge mit dem Davidstern abgebildet, vor der Kuppel sieht man zudem einen Teil eines davorstehenden Gebäudekomplexes mit einer Kamera an der Wand. Auf dem Bild steht geschrieben Halle 09. Oktober 2019. Der Anschlag, Ereignisse, Folgen, Hintergründe. Handreichung für die Bildungsarbeit

Couragiert vor Ort – Gemeinsam Antisemitismus entgegentreten

Das Projekt „Couragiert vor Ort“ richtet sich insbesondere an Jugendliche, junge Erwachsene und pädagogische Fachkräfte mit dem Ziel, für Antisemitismus in seinen verschiedenen Ausprägungen zu sensibilisieren.

Warum habt ihr das Projekt ins Leben gerufen?

Durch die Beschäftigung mit diversen Formen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und aufgrund deren Intersektionalität, ist Antisemitismus schon immer ein Hauptthema unserer Bildungsarbeit gewesen. Im ehrenamtlichen Team entstand daher der Wunsch, ein Konzept zum Thema Antisemitismus für Jugendliche ab 14 Jahren zu entwickeln. Dieses wurde im Rahmen des Modellprojektes „Engagiert vor Ort“ in den letzten Jahren weiter erprobt und stetig überarbeitet, um aktuelle Diskurse und Entwicklungen einzubeziehen. Studien belegen des Weiteren eine deutliche Zunahme antisemitischer Vorfälle. Dies drückt sich u.a. in steigenden Gewalttaten gegenüber Juden_Jüdinnen sowie jüdischen Einrichtungen aus.

Auch die Erinnerungskultur wird zunehmend in Frage gestellt. Dies korrespondiert mit der Wahrnehmung und zunehmenden Besorgnis der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, wie eine Studie von Andreas Zick (2017) aufzeigt. Ein Mittel, um dieser alarmierenden Entwicklung etwas entgegenzusetzen und Demokratie und Menschenrechte langfristig zu stärken, ist die politische Bildung, insbesondere die Bildungsarbeit an Schulen. Der Umgang mit antisemitischen Vorfällen bzw. Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist hier eher zufällig, da oft kein präventives Konzept und wenig Handlungskompetenzen im Umgang existieren oder zeitlichen Ressourcen und Räume für Austauschprozesse fehlen.

Zudem lässt sich aus der Erfahrung in Dutzenden Schulklassen in Sachsen-Anhalt konstatieren: Selbst dort, wo kein offenes Bekenntnis zu antidemokratischen Parteien oder Gruppen vorliegt, besteht nicht selten eine große Skepsis gegenüber etablierten Formen der öffentlichen Meinungsbildung sowie ein subjektives Gefühl der Wirkungslosigkeit und des Ausschlusses aus gesellschaftlichen Prozessen. Mit Blick auf die geschilderte Lage, ist es das Hauptziel der Arbeit des NDC, demokratieablehnenden und menschenverachtenden Haltungen pädagogisch zu begegnen und präventiv zu wirken.

Wie läuft das Projekt ab?

Ziel des Projektes ist die Bearbeitung und Prävention von und Sensibilisierung für Antisemitismus in seinen diversen Erscheinungsformen sowie für Mehrfachdiskriminierung. Anhand der Durchführung verschiedener Bildungsveranstaltungen erwerben unsere Zielgruppen Jugendliche, junge Erwachsene und pädagogisches Fachpersonal Argumentations- und Handlungskompetenzen, um sich couragiert gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit in ihrem (Berufs-)Alltag einzusetzen.

Das wichtigste Element der Bildungsarbeit des NDC sind die Projekttage. Hierbei werden die Jugendlichen dort aufgesucht, wo sie einen großen Teil ihres Tages verbringen: an Schulen, Berufsschulen und Jugendeinrichtungen. Die Projekttage leisten einen Beitrag zur Vermittlung demokratischer Werte und haben hohen Beteiligungscharakter. Sie klären über Fremdenfeindlichkeit und rechte Strategien im Alltag auf, sensibilisieren für Diskriminierungs- und Ausgrenzungsmechanismen und fördern den Dialog im Hinblick auf Umgangs- und Abgrenzungsmöglichkeiten mit bzw. von rechten Orientierungen und die Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Antizionismus und sekundärem Antisemitismus.

Durch den Einsatz von theaterpädagogischen Elementen, wird der Sozialraum Schule zum Ort erlebbarer Zivilcourage. Damit dienen die Projekttage für die Teilnehmenden als Einstieg in eine längerfristige Beschäftigung mit den genannten Themen und erhöhen die Bereitschaft für eine eigene zivilgesellschaftliche Partizipation.

Der Durchführung der Projekttage liegt ein beteiligungsorientierter Ansatz zugrunde. So kommt eine Vielfalt an aktivierenden Methoden zum Einsatz, wie Kleingruppenarbeit, Kurzfilme und theaterpädagogische Elemente. Die Teilnehmenden erschließen sich die Themen selbst und diskutieren anschließend darüber. In Plan- und Rollenspielen lernen sie, im Alltag couragiert zu handeln. Im Gegensatz zum lehrer:innenzentrierten Frontalunterricht wird eine zwanglose Lernatmosphäre durch einen Stuhlkreis erreicht, womit die Teamenden und Teilnehmenden nicht nur optisch gleichgesetzt werden. In einer einwöchigen Multiplikator:innenschulung werden die jungen Erwachsenen von NDC-internen Trainer:innen mit dem nötigen Wissen zu den genannten Themen, aber auch mit Know-How zu Moderation und der Arbeit mit Jugendgruppen ausgestattet und auf den Einsatz an Schulen vorbereitet.

Die Arbeitsweise des NDC orientiert sich am Grundsatz “peer to peer”: Das heißt, die Teamenden, die in die Schulklassen gehen, sind selbst junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, die die Alltagswelt, Probleme und Interessen der Jugendlichen kennen und mit ihnen auf Augenhöhe interagieren.

Was braucht ihr, damit das Projekt gelingt? Wo liegen mögliche Herausforderungen?

Neben ausreichenden finanziellen und personellen Ressourcen benötigen wir insbesondere genügend junge Erwachsene, die sich bei uns ehrenamtlich engagieren möchten und zu Teamenden ausbilden lassen. Die Ansprache der Zielgruppe der pädagogischen Fachkräfte erweist sich trotz guter Anbindung an Schulen als herausfordernd, da wir hier entgegen unserer Planung keine geschlossene Gruppe für unsere Bildungsangebote erreichen. Wir versuchen den Zugang nun über Gewerkschaften und die Bewerbung über andere Kanäle wie den Bildungsserver Sachsen-Anhalt oder die VHS zu erreichen.

Was habt ihr aus dem Projekt gelernt?

Unsere Erfahrungen zeigen große Wissenslücken beim Thema Antisemitismus bei pädagogischen Fachkräften. Auch rufen die Themen Antisemitismus und Judentum bei Erwachsenen wie Schüler:innen starke Hemmungen aus Unwissenheit und daraus resultierenden Unsicherheiten hervor. Es gilt daher jüdisches Leben, auch abseits von der Einbettung in den historischen Nationalsozialismus, sichtbar zu machen und zu einer Normalisierung des Umgangs mit allem „Jüdischen“ beizutragen.

Wie hat die Corona-Pandemie den Verlauf des Projekts beeinflusst? Welche kurzfristigen Lösungen habt ihr gefunden?

Die Corona-Pandemie hat auch unsere Projektabläufe stark beeinflusst. So waren wir stets erneut gezwungen, geplante Veranstaltungen abzusagen oder zu verschieben bzw. neu zu planen. Dieser Mehraufwand hat zeitliche und personelle Ressourcen gebunden. Seit der Pandemie stellt sich das Erreichen der Zielgruppen zudem als recht herausfordernd dar. Wir reagierten darauf insbesondere mit persönlicher Ansprache unserer freiwillig engagierten Teamenden sowie der Entwicklung digitaler Bildungsangebote. So haben wir unter anderem einen eigenen Podcast ins Leben gerufen und einen digitalen Projekttag zu jüdischem Widerstand, antisemitischen Kontinuitäten und couragiertem Handeln entwickelt. Des Weiteren haben antisemitische Tendenzen und Verschwörungsmythen im Zuge der Pandemie einen starken Auftrieb erhalten. Wir greifen dies bei unseren regelmäßigen Konzeptanpassungen auf und gehen darauf in unseren Bildungskonzepten ein.

Zudem ist nach dem Anschlag von Halle vom 9. Oktober 2019 eine Handreichung für die Bildungsarbeit entstanden, um dieses Ereignis adäquat bearbeiten und einordnen zu können sowie die Perspektive der Betroffenen in den Mittelpunkt zu stellen.

Die Fragen beantwortete

Doreen Göller