Demokratie (er)leben – Familienzentren als Orte gelebter Demokratie
Wo lernen wir Demokratie? Wie lernen wir Demokratie? Was macht Demokratie aus? Das Projekt soll dabei helfen, Antworten darauf zu geben, wie Demokratie alle mitnimmt und gelebt werden kann. Wie bei vielen Lernerfahrungen ist die Familie der erste Ort gelebter oder nicht gelebter Demokratie und mit ihr auch alle Einrichtungen, die sich familienergänzend um die Familie gruppieren.
Warum habt ihr das Projekt ins Leben gerufen?
In Zeiten, in denen Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus zunehmen, ist Demokratieförderung wichtiger denn je. Deshalb haben wir Anfang 2020 das Projekt „Demokratie (er)leben – Familienzentren als Orte gelebter Demokratie“ gestartet, um das Vertrauen in die Demokratie zu stärken, was gelingt, wenn Menschen Vielfalt erleben und sie die Erfahrung machen, dass sie ihre Lebenswelten aktiv mitgestalten können.
Wie bei vielen Lernerfahrungen ist die Familie der erste Ort gelebter oder nicht gelebter Demokratie. Daher kommt der Familie und mit ihr auch allen Einrichtungen, die sich familienergänzend um diese gruppieren, eine große Bedeutung zu.
Familienzentren bieten eine optimale Umgebung für alltäglich gelebte Demokratie. Denn hier wird Vielfalt gelebt, weil sie niedrigschwellig arbeiten, allen Familien offenstehen und als Begegnungsorte von unterschiedlichen Menschen gelten. Hier treffen sich Eltern und Kinder verschiedener sozialer Milieus, Nationalitäten und Religionszugehörigkeiten, Menschen mit unterschiedenen Erfahrungen und Bedarfen. Familienzentren bieten somit die Möglichkeit, verschiedene Perspektiven kennenzulernen und sich auszutauschen.
Die Karl Kübel Stiftung ist der Überzeugung, dass sich in Familienzentren, die Familien in Betreuung, Bildung und Selbstwirksamkeit unterstützen, die Weichen gestellt werden, ob ein Kind demokratisches Verhalten als gut und förderlich erlebt. Dann kann sich Schritt für Schritt eine demokratische Grundhaltung entwickeln, die vielfältiges Leben schätzt, andere Lebensweisen achtet und zur aktiven Beteiligung befähigt.
Wie läuft das Projekt ab?
Wo lernen wir Demokratie? Wie lernen wir Demokratie? Was macht Demokratie aus? Auf diese Ausgangsfragen hin haben wir das Projekt zugeschnitten, das Antworten geben soll, wie Demokratie alle mitnimmt und gelebt werden kann. Bis Ende 2022 begleitet die Stiftung aktuell 14 Familienzentren auf ihren Wegen zu Leuchtturmzentren gelebter Demokratie.
Dazu stellen wir diesen Einrichtungen verschiedene Instrumente für die Organisationsentwicklung zur Verfügung: gezielte Prozessbegleitung, bedarfsgerechte Schulungen, Austausch und Impulspapiere zu gelungener Praxis. Neun Prozessbegleiterinnen unterstützen die Entwicklungsschritte in den Familienzentren.
Alle Einrichtungen streben eine Leuchtturmfunktion in doppeltem Sinne an. Sie wollen von Familien als Orte gelebter Demokratie wahrgenommen werden und sie möchten – vor allem gegen Ende des Projekts – anderen Einrichtungen gute und gelungene Formen der Demokratieförderung weitergeben.
Was braucht ihr, damit das Projekt gelingt? Wo liegen mögliche Herausforderungen?
Gute Gelingensfaktoren sind ein motiviertes Team von Fachkräften, das offen ist für Vielfalt, Veränderungen und Haltungsfragen. Eine Trägerstruktur, die ausreichend Raum für kollegialen Austausch und Selbstreflexionsprozesse bietet, liefert dazu gute Rahmenbedingungen. Eine gute sozialräumliche Vernetzung der Einrichtung spielt eine große Rolle, um möglichst viele Familien zu beteiligen und nachhaltig zu wirken.
Die Pandemie hat die Familienzentren in der Umsetzung von demokratiefördernden Maßnahmen vor Ort immer wieder vor große Herausforderungen gestellt. Die bereits ohnehin angespannte Lage in Bezug auf zeitliche und personelle Kapazitäten im frühkindlichen Bereich wurde dadurch noch weiter verstärkt.
Wie hat die Corona-Pandemie den Verlauf des Projekts beeinflusst? Welche kurzfristigen Lösungen habt ihr gefunden?
Ursprünglich war geplant, regelmäßige Austausch- und Clustertreffen der beteiligten Familienzentren sowie Projektbesuche des Projektteams in den Familienzentren durchzuführen. Die geplanten Präsenztreffen wurden alternativ digital durchgeführt. Für die Fachkräfte in den Leuchtturmzentren wurde eine Online-Schulung zum Thema „Wie demokratisch ist Online?“ veranstaltet. Die Familienzentren wurden durch die pandemische Lage immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Die Umsetzungsphase mit demokratiefördernden Maßnahmen konnte oftmals erst zeitverzögert durchgeführt werden. Dennoch gelang es auch digitale Alternativen und neue Zugangswege zur Zielgruppe (Kinder und Familien) zu entwickeln wie bspw. ein digitales Eltern-Café oder Outdoorveranstaltungen.
Diese Fragen beantworteten:
Benedikt Wirth & Christine Schmitt