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Rassismus statt Fremdenfeindlichkeit

Wo vor einigen Jahren noch oft von Fremdenfeindlichkeit die Rede war, setzt sich heute der Begriff Rassismus durch. Hier erklären wir, warum das gut ist und was das Problem des Begriffs Fremdenfeindlichkeit ist.

Ursprünge der Begriffe

Rassismus

Der Begriff Rassismus entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts und wurde in Deutschland vor allem durch Magnus Hirschfeld bekannt. Er hinterließ nach seinem Tod 1935 ein Manuskript mit dem Titel »Rassismus«, das 1938 auf Englisch mit dem Titel »Racism« veröffentlicht wurde 1(vgl. Fredrickson 2004: 161ff.). Mit der Endung ›-ismus‹ wandte sich der Begriff gegen die in Europa aufgekommene, vermeintlich wissenschaftliche, Einteilung der Menschheit in ›Rassen‹ 2(vgl. Mosse 1990: 28ff.). Der Begriff Rassismus kritisiert demnach auch immer die Behauptung, es würde unter Menschen verschiedene ›Rassen‹ geben.

Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit

In Deutschland veränderten sich die Bezeichnungen nach dem zweiten Weltkrieg. Einerseits entstand ein eigenständiges Feld der Antisemitismusforschung, die so gut wie keine Berührungspunkte mit der angloamerikanischen Rassismusforschung hatte 3(vgl. Mosse 1990: 170). Andererseits wurde der Rassismus-Begriff in Deutschland eng mit der nationalsozialistischen Rassenpolitik verbunden und löst(e) deshalb Abwehr aus. Denn, dass Rassismus eben kein vergangenes Phänomen ist, das es nur ›früher‹ gab, kratzt am Selbstbild vieler Deutscher, die keine Rassismuserfahrungen machen 4(vgl. Messerschmidt 2011). Daher blieb der Begriff Rassismus für körperliche Gewalttaten und Phänomene mit klarem Bezug zu rechtsextremem und nationalsozialistischem Gedankengut reserviert 5(vgl. Terkessidis 2004: 7f.).

Für alle anderen Formen der Gewalt aufgrund zugeschriebener Herkunft verbreitete sich ab den 1970er Jahren der Begriff Ausländerfeindlichkeit. Damit wurde vor allem die Ablehnung der sogenannten Gastarbeiter:innen, die ihren Lebensmittelpunkt mittlerweile in Deutschland hatten, bezeichnet 6(vgl. Terkessidis 2004: 15ff.). Später wurde ›Ausländerfeindlichkeit‹ dann immer öfter durch ›Fremdenfeindlichkeit‹ ersetzt. Einerseits, weil das Wort Ausländer immer häufiger mit einer negativen Bedeutung benutzt wurde. Andererseits, weil zu diesem Zeitpunkt bereits diskutiert wurde, dass die Staatsangehörigkeit eigentlich nicht das entscheidende Kriterium für die Ablehnung sein könne.

Das Problem des Begriffs Fremdenfeindlichkeit

Damit sind wir auch bei den Problemen des Wortes Fremdenfeindlichkeit. Denn mit dem neuen Namen wird nebenbei auch unterstellt, dass es sich um ein neues Phänomen handelt, dass keine Verbindung zum Nationalsozialismus und Kolonialismus hätte. So konnte sich die deutsche Mehrheitsgesellschaft als eigentlich fortschrittlich präsentieren, die aus der Geschichte gelernt hat und das Problem auf einzelne Menschen schieben. Diese seien dann je nach Ansatz nur nicht gut genug gebildet, schlecht erzogen oder perspektivlos und deshalb rassistisch.  

Darüber hinaus stellt sich schnell die Frage, wer denn diese ›Fremden‹ seien sollen, die da angefeindet würden. Schließlich wird selten eine Person of Color auf der Straße erst gefragt ob er:sie eine deutsche Staatsangehörigkeit habe oder in Deutschland aufgewachsen sei, bevor er:sie beleidigt wird. Gleichzeitig labelt der Begriff Personen, die von Rassismus betroffen sind als ›fremd‹. Aber wer entscheidet eigentlich wer ›fremd‹ ist?

Bei Rassismus geht es um mehr als Hautfarben

Häufig wird der Begriff Rassismus so verstanden, dass er nur die Abwertung anhand von Hautfarben oder anderer äußerlicher Merkmale wie z. B. der Haarstruktur beschreibt. Doch bereits in den 1980er Jahren wurde der Rassismusbegriff von einigen Wissenschaftler:innen erweitert. So prägte beispielsweise Étienne Balibar den Begriff »Neo-Rassismus«, bei dem der entscheidende Punkt eine angenommene »Unaufhebbarkeit der kulturellen Differenzen« 7(Balibar 1992: 28) ist. Es werden also nicht nur Menschen auf Grund angeblicher ›Rassen‹ abgewertet, sondern auch wegen ihrer Kultur oder Religion 8(vgl. Shooman 2014).

Die Entscheidung wer dazugehört und wer ›fremd‹ ist, ist also schon Teil von Rassismus. Dem liegen vier Prozesse zu Grunde 9(vgl. Rommelspacher 2011: 29):

  1. Naturalisierung: ›Die sind halt so
  2. Homogenisierung: ›Die sind ALLE so
  3. Polarisierung: ›Die sind ganz anders als wir
  4. Hierarchisierung: ›Die gehören nicht dazu/Die sind nicht so gut wie wir

Mehr als eine Art von Rassismus

Der Rassismus hat sich sozusagen mit der Zeit angepasst. Weg von Rassenkonstruktionen wie im 19. und 20. Jahrhunderts, hin zur angeblichen Unvereinbarkeit von Kulturen. Weil der grundlegende Mechanismus aber der Gleiche geblieben ist, ergibt es keinen Sinn, den Begriff Rassismus ausschließlich für ›besonders schlimme‹ oder ›offensichtliche‹ Fälle von Abwertung zu reservieren. Auch die unabsichtlichen, alltäglichen Abwertungen, bei denen Menschen als ›fremd‹ oder ›anders‹ markiert werden, können rassistisch sein. Deshalb bezeichnen wir als Vielfalt-Mediathek beispielsweise die Abwertung von als muslimisch gelesenen Menschen auch als Antimuslimischen Rassismus. Muslim:innen leben schon lange in Deutschland, viele sind deutsche Staatsbürger:innen, hier geboren und so weiter. Sie werden erst durch Rassismus zu ›Fremden‹ gemacht. Um zu verdeutlichen, dass es verschiedene Formen von Rassismus geben kann, sprechen manche Menschen deshalb von ›Rassismen‹ in der Mehrzahl.


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Quellen

Balibar, Étienne (1992): Gibt es einen „Neo-Rassismus“? In: Balibar, Étienne & Wallerstein, Immanuel (Hg.): Rasse, Klasse, Nation. Ambivalente Identitäten. 2. Auflage, Hamburg: Argument Verlag.

Fredrickson, George M. (2004): Rassismus. Ein historischer Abriß. Hamburg: Hamburger Edition.

Mosse, George L. (1990): Die Geschichte des Rassismus in Europa. Durchgesehene und erweiterte Auflage, Frankfurt am Main: Fischer Verlag.

Rommelspacher, Birgit (2011): Was ist eigentlich Rassismus? In: Melter, Claus & Mecheril, Paul (Hg.): Rassismuskritik. Band 1: Rassismustheorie und Forschung. 2. Auflage, Schwalbach am Taunus: Wochenschau Verlag: 25-38.

Shooman, Yasemin (2014): „…Weil ihre Kultur so ist“. Narrative des antimuslimischen Rassismus. Bielefeld: transcript Verlag.

Terkessidis, Mark (2004): Die Banalität des Rassismus. Migranten zweiter Generation entwickeln eine neue Perspektive. Bielefeld: Transcript Verlag.