Ausstellungs- und Botschafterprojekt „Anne Frank und wir“
Das Projekt wird vom Anne Frank Zentrum im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ durchgeführt. Zu Beginn entwickelte das Anne Frank Zentrum gemeinsam mit dem Anne Frank Haus in den Niederlanden die Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“, die inzwischen als Wanderausstellung deutschlandweit unterwegs ist. An jedem Präsentationsort bleibt die Ausstellung vier bis sechs Wochen. Das Rahmenprogramm wird vor Ort von einem lokalen Trägerkreis organisiert. Das Projekt strebt an, durch die Organisation der Ausstellung vor Ort die zivilgesellschaftlichen Akteure einer Stadt oder Region einzubinden sowie mittels der Ausstellung selbst insbesondere junge Leute aber auch Erwachsene dazu zu motivieren, sich persönlich mit der Lebensgeschichte Anne Franks auseinanderzusetzen.
Ablauf
Die Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ erzählt in elf jugendgerecht aufbereiteten Stationen das Leben von Anne Frank, wobei ihre persönliche Geschichte mit der der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus, der Judenverfolgung, des Holocausts und des Zweiten Weltkriegs verbunden wird. Durchgehend werden dabei auch Fragen der Identität, Gruppenzugehörigkeit und Diskriminierung thematisiert. Es geht nicht nur um historische Ereignisse, nicht nur um Verfolgte, Täter und Mitläufer, sondern zugleich um noch heute gültige Probleme des Erwachsenwerdens, die bereits von Anne Frank in ihrem Tagebuch behandelt wurden. In der Ausstellung werden Bildwände mit bisher unveröffentlichten Fotos und Dokumenten, Videosequenzen, Hörstationen und Computer-Terminals eingesetzt.
Um die Jugendlichen von vorneherein stärker einzubinden und einen niedrigschwelligen Ausstellungsbesuch zu ermöglichen, werden an jedem Projektort jugendliche Peer Guides eingesetzt, die selbständig Schulklassen und Jugendgruppen durch die Ausstellung begleiten. Sie ermöglichen den jugendlichen Ausstellungsbesuchern, die Inhalte auf Augenhöhe mit Gleichaltrigen zu erfahren und bauen so Barrieren ab.
Besonders interessierte Peer Guides können sich im Rahmen des Projektes zudem zu Anne-Frank-Botschafter/-innen ausbilden lassen. Als solche bleiben sie in ihrem Umfeld aktiv, entwickeln und realisieren unterstützt vom Anne Frank Zentrum eigene Projektideen. So soll eine nachhaltige Wirkung auf die Jugendlichen auch nach dem Ende der Ausstellungszeit gewährleistet werden.
Gelingensfaktoren
Entscheidend für den Erfolg sowohl der Ausstellungspräsentationen mit Peer Guides, als auch des Botschafterprojekts waren die freiwillige Entscheidung der Jugendlichen, an dem Projekt mitzuwirken als auch, sich ausreichend Zeit für die Ausbildung zu nehmen. Auf die Rolle als Peer Guide wurden die Jugendlichen in zweitägigen Seminaren vor Ort von erfahrenen pädagogischen Mitarbeiter/-innen des Anne Frank Zentrums vorbereitet. Die Schwerpunkte der Ausbildung waren die Wissensvermittlung zu den Inhalten der Ausstellung sowie der Ausbau und das Trainieren der didaktischen Fähigkeiten. Beim Botschafterprojekt dauerte die Ausbildung vier Tage. Die Jugendlichen entwickelten eigene Projektkonzepte, die sie am Ende gegenüber Expert/-innen aus den Bereichen Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit und Projektmanagement präsentierten. Ein entscheidender Motivationsfaktor für die Jugendlichen war die Anerkennung als Anne Frank Botschafter bzw. Botschafterin nach erfolgreicher Umsetzung eines eigenen Projekts.
Lessons Learned
Die Betreuung der Jugendlichen bei der Umsetzung der Projekte stellte das Betreuungsteam des Anne Frank Zentrums vor besondere Herausforderungen. Beratungsbedarf entstand oft außerhalb der Bürozeiten, am Wochenende und an den Randzeiten und die Jugendlichen suchten sich eigene Kommunikationskanäle auf Facebook und WhatsApp. Durch die Bündelung der Aktivitäten in einer internen Facebook-Gruppe konnte darauf teilweise reagiert werden.
Eine weitere Erkenntnis ist, dass die Ausbildung der Botschafter/-innen neben dem Thema „Projektmanagement“ auch einen inhaltlich-methodischen Schwerpunkt braucht, So können die Projektideen beispielsweise durch Anti-Bias-Übungen an Tiefe gewinnen. Für die Fortsetzung des Projekts in 2014 wurde deswegen ein eigenes eLearning Modul zu den Themen Antisemitismus, Demokratie und Zivilcourage als Teil der Ausbildung entwickelt.