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Jugendarbeit unterwegs

Mobile Jugendarbeit im Altmarkkreis Salzwedel

Kalbe/Milde ist formell zwar eine Stadt, sozial und strukturell jedoch stark ländlich geprägt. Um den Zentralort mit wenigen tausend Einwohnern versammeln sich im Zuge der Eingemeindung mehrere, vereinzelte Dörfer mit teilweise nur knapp einhundert Einwohnern. Hier ist auch für Jugendliche nur wenig Infrastruktur vorhanden und auch der öffentliche Nahverkehr ist, wenn überhaupt, nur sehr dünn vorhanden.

So stand am Anfang die Beobachtung einer starken Vereinzelung bzw. Verinselung der wenigen Jugendlichen in den jeweiligen Dörfern. Diese waren, aufgrund geographischer Rahmenbedingungen für die Sozialarbeiter/-innen schwer zu erreichen. Einige der Jugendlichen in der Gemeinde sind mehr oder weniger latent rechtsextrem gefährdet oder orientiert. Dies wird anhand einschlägiger Kleidung, in Gesprächen mit den Sozialarbeiter/-innen oder anhand der Aktivitäten der Jugendlichen in sozialen Netzwerken deutlich. Einige Jugendliche wachsen zudem in einem durch Ungleichwertigkeitsvorstellungen und Gewaltakzeptanz geprägtem Elternhaus auf. Die fehlenden Alternativen in der dörflichen Struktur machen diese Jugendlichen besonders empfänglich für den Aufbau rechtsextremer Einstellungen.

Hier setzt das Projekt der mobilen Jugendarbeit der Arbeiterwohlfahrt in der Altmark an. Es wurde 2008 im Rahmen des Bundesprogramms „Vielfalt tut gut.“ als Einzelprojekt des Lokalen Aktionsplans gestartet. Die Weiterentwicklung im Anschluss wurde durch kommunale Mittel sowie im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ finanziert.

Ablauf

Ein zentraler Fokus der mobilen Jugendarbeit liegt auf der Erreichbarkeit der Jugendlichen. Dafür hat sich die Idee der „Jugendarbeit unterwegs“ sozusagen als „Jugendclub auf Rädern“ etabliert. Mit einem Bully werden die Jugendlichen in den kleinen Dörfern eingesammelt. Teilweise werden in den größeren Dörfern Räumlichkeiten wie Dorfgemeinschaftshäuser genutzt. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf gemeinsamen Aktivitäten im Jugendclub Kroko in Kalbe.

Der Fokus liegt auf Angeboten zur Freizeitgestaltung wie Film- oder Spielenachmittage, Sportturniere oder Kinobesuche. Spielerisch werden Barrieren überwunden und Vertrauen zu den Jugendlichen aufgebaut. Ein wichtiges Ziel dabei ist es, den Jugendlichen die eigene Heimat schmackhaft zu machen. Die Botschaft laute: „Es ist auch vor Deiner Haustür schön.“

Die mobile Jugendarbeit fokussiert nicht ausschließlich auf rechtsextrem gefährdete und orientierte Jugendliche. Diese sind in der Arbeit aber oft präsent. Sie werden bewusst nicht von den Angeboten ausgeschlossen. Die Sozialarbeiter/-innen des Projektes setzten primär darauf, mit den Jugendlichen in die Auseinandersetzung über ihre rechtsextremen Einstellungen und Handlungen zu treten, ohne dabei jedoch belehrend aufzutreten.

Gelingensfaktoren

Eine zentrale Herausforderung ist es, geeignete Räume für die Jugendarbeit zu finden und die Jugendlichen in den kleinen Dörfern zu erreichen. Wichtig ist zudem, die Jugendlichen aktiv in die Gestaltung der Angebote einzubinden. Diese müssen sich an deren Lebenswelt orientieren. Sie müssen bei ihren Interessen abgeholt werden. Den Jugendlichen wird die Möglichkeit gegeben, selbst zu gestalten und zu entscheiden.

Hinsichtlich der Arbeit mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen hat es sich als wichtig erwiesen, die gängigen Symbole und Erscheinungsformen zu kennen. Allerdings ist auch gerade bei diesen Jugendlichen wichtig, Vertrauen aufzubauen und auf Beziehungsarbeit zu setzen. Es ist wichtig, mit ihnen im Kontakt zu bleiben. Der Ausschluss dieser Jugendlichen aus der sozialen Arbeit ist daher keine Möglichkeit. Stattdessen ist es zielführender, auf die Einhaltung bestimmter Regel zu setzten.

Lessons Learned

Eine reine mobile Jugendarbeit hat sich im ländlichen Raum als wenig realistisch erwiesen. Es braucht Orte wie einen Jugendclub oder Dorfgemeinschaftshäuser, an denen man mit den Jugendlichen arbeiten kann. Es ist utopisch, an jedem der Orte einen Club zu betreuen. Auch selbstverwaltete Räume sind keine Alternative, da dort keine sozialarbeiterische Beziehungsarbeit möglich ist. Allerdings wird die Beziehungsarbeit durch den immens hohen Dokumentationsaufwand erschwert.

Um gezielt an Themen wie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu arbeiten, fehlt es den meisten Jugendlichen an Berührungen zu anderen Lebenswelten und -wirklichkeiten. Diese leben in einer recht isolierten und homogen Sozialstruktur. Hier birgt die Unterbringung von Flüchtlingen vor Ort eine große Chance. Erste gemeinsame Projekte mit jugendlichen Flüchtlingen wurden bereits durchgeführt.

Projekt: Jugendarbeit unterwegs

Ziel: Isolation der Jugendlichen im ländlichen Raum aufbrechen; attraktive Freizeitmöglichkeiten und somit Alternativen zum Rechtsextremismus bieten

Zielgruppe: Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren

Laufzeit: seit 2008

Kooperationspartner: Netzwerkstelle Miteinander e. V., Jugendeinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt und anderer Träger, Schularbeit der Sekundarschule J.-F.-Danneil, VFL Kalbe/Milde, Sektion Basketball, Bürgermeister und Ortsbürgermeister, Ökodorf Sieben Linden e. V.

Ansprechpartner:

AWO Sozialdienst Altmark GmbH
Alte Bahnhofstr. 27
39624 Kalbe/Milde
www.awo-altmark.de
info@awo-aksaw.de
Tel.: 03 90 80 / 9 79 13
Fax: 03 90 80 / 9 79 22